02.10.11

Das Privatfernsehen - Mobilicus

Guten Tag, ich werden Ihnen in dieser neuen Episode meiner Forschungs-Reihe: „Mobilicus – Eine neue Art des Mensch-Seins“ einen tiefen Einblick in seine Privatsphäre geben. Ich stelle Ihnen ein wichtiges Medium für den Mobilicus vor, das Privatfernsehen. Es ist eine Wonne, ein Medium für hilfebedürftige, für „Mobilicuse“ mit schweren Lebensschicksalen, die sich hier eine Art mediale Seelenbefriedung hingeben.  
Es ist Mittag, ca. 12:00 (deutsche Zeitrechnung). Ich habe es endlich geschafft. Nach langen und schweren Märschen quer durch die Sphäre des Mobilicus, konnte ich endlich in eine sogenannte Lebenshöhle gelangen. Naja, ich nenne das zur besseren Vorstellung Wohnraum, obwohl die Bezeichnung mir leider nicht ganz zutreffend erscheint.
Die Luftfeuchtigkeit beträgt 55% und die wohlwollende Temperatur von 20,52°C durchzieht die Räumlichkeiten bis in jede Fuge. Und dort sitzt er. Eingekauert in einem schwarzbezogenen Kunstledersessel, auf seinem Leib eine Plastiktüte mit eigenartigen Futter, ich vermute ein regional beliebtes Gepäck, und einen still-schweigenden und sogleich bekaffender Blick in eine schmale Kiste. Diese Kiste flimmert penetrant, es sendet stark kontrastreiche und bewegende Bilder aus. Der Mobilicus starrt wie in Trance hinein. Ich verstecke mich in einer sicheren Ecke dieses Wohnraumes. Ich muss alle meine Tätigkeiten einstellen, jegliche Bewegung oder intellektuelle Bewertung dieser Fernsehbilder, lässt ihn impulsiv aufschrecken und es setzt in ihm ein nimmer aufhörten Redefluss ein, ich nennen das „einen Redefluss der Rechtfertigung“. Ich habe so eine Extrem-Situation erst einmal erlebt und konnte leider nur geringe Wortfetzen, diesem schreienden und zappelnden Etwas entnehmen. Mein Kollege und ich sahen nur noch die Flucht aus der Höhle als Ausweg, um dem Rechtfertigungswahn seinerseits nicht zum Höhepunkt kommen zu lassen. Ich zitiere trotzdem einige Auszüge die sich mir in der besagten Schock-Situation eingebrannt haben. „ ….ich such doch nur ….. brauch doch mal Entspannung vom Alltag….“, „ ……Lass mich doch gucken …was  .. ich will….“ usw.
Ich möchte jetzt ein wenig auf die Inhalte dieser bewegenden Bilder und aufschreienden Tönen dieses Wunderkastens eingehen. Es gibt in der dortigen „Fernseh-Welt“ zwei Arten des in die ferne Schauens. Als erstes ist das Öffentlich-Rechtliche zu nennen und last but not least das Privatfernsehen, dem ich meine volle Aufmerksamkeit in dieser Ausarbeitung schenke. Obwohl beim letzteren das Wort „Inhalt“ vielleicht ein wenig zu viel verspricht.  Also, nach einer 30-minütigen Abnahme steht fest, es ist eine Fernseh- Welt die der Auffassungsgabe des Publikums effektvoll angepasst ist.
Ich picke mir hier nun eine Sendung heraus, die meine Aufmerksamkeit stark erregt hat.
Sie  fängt an mit einer komisch debilen Radiomusik „Düb…daaaa talllalala…dübb…daaa“ und im Titel steht „Bauer sucht Sau“, ohh Verzeihung „Bauer sucht Frau“, Notizfehler! Ich brauche nicht lange, um zu verstehen, welchen Nutzen diese perfekt aufbereitete Realitäts-Dokumentation dem Mobilicus erbringt. Es ist eine Geschichte von zwei „Menschen“, der eine ist ein Bauer, wie der Titel schon sagt, und der andere eine Frau. Ich denke, dass das die weibliche Spezies sein müsste. Ich bemerke des Weiteren, dass die sprachliche Kompetenz dieser zuschaugestellten „Menschen“ nicht der des Mobilicus gleich kommt. Sie ist widersprüchlich, noch karger formuliert und mit einem feuchten Auswurf hinterlegt. Ich  denke der Mobilicus ergötzt sich dieser Sendung, um sich seiner selbst bewusst zu sein und zu merken das es „asozialere“, entschuldigen Sie mich, aber ich denke das ist eine passende Abwertung für diese Protagonisten ist, in seinem Lebensraum gibt. Im Laufe der Sendung versuchen diese beiden sich, bei einem balzt-artigen Zusammenfinden, ihren sexuellen Begierden hinzugeben. Der Bauer versucht beispielsweise mit einem leichten Saucen-Aufguss auf seinem schmierigen Bauchlappen, das weibliche Geschlecht im Bild, zu bezirzen. 
Es ist anscheinend ein atemberaubendes Schauspiel für den Mobilicus, der nun tief-eingetaucht in der Thematik vor der Flackerkiste sitzt. Der Mund  ist weit offen und immer lauter werdende Stoß-Töne dringen aus seinem Organ. Soweit die Forschungen ergeben ist es ein Mitleid-betuchdes Lachen, das einem Quäntchen Abneigung seiner eigenen Art gegenüberstellt. Nichtsdestotrotz wird er am nächsten Tag sich dieser Prozedur vor dem Fernseher nochmals ergehen lassen. Abartig!
Bei dieser Betrachtung frage ich mich, wozu brauch der Mobilicus so ein voyeuristische Sendung, die ihm „das schlimme heruntergekommene Abbild“ seiner Gesellschaft aufzeigen soll?  Ist es nicht eine widernatürliche Ansichtsweise oder eher ein natürlicher Instinkt der hier angeregt wird?  
Es sind Fragen, die die Forschung bis zum heutigen Tage nicht beantworten kann. Wir sind also bemüht um eure Mithilfe. Schickt uns Merkwürdigkeiten, Beobachtungen oder andere wichtige Aspekte die der Erforschung dieser neuen Menschen-Art behilflich sein könnte. Wir sind für jede Information dankbar!

Freuen Sie sich auf neue spannende Themen rund um die Vielfalt der menschlichen Auswüchse oder besser der entgleisten Menschlichkeiten.

Für Sie berichtete
Dr. anthro. Slasher

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