17.09.11

Eine Hommage auf den Wald

Der Entzug  von der Moderne.

Wandern. Eine Woche im Wald. Keine Zivilisation. Kein Kontakt zu anderen Menschen. Keine Heizung. Einfach nur du selbst, deine Wegbegleiter und der vor dir ausgebreitete Wald in seiner ganzen Schönheit. Ich frage mich ist das ein Rückschritt  oder ein „Zurückschritt“ zu den elementaren Dingen des „Mensch“- Seins? 
Es ist morgens, die ersten Sonnenstrahlen durchfluten den Wald und die Schutzhütte, in der ich mit meinen Wegbegleitern übernächtigte. Die beiden sind schon auf. Sie machen sich fertig für die heutige Tageswanderung zur nächstliegenden Hütte. Vom wohlig warmen Schlafsack geht es direkt in meine Wanderausrüstung. Nasse Strümpfe an und rein in die Wanderstiefel, dessen Leder noch vom moorigen Untergründen und den zahlreichen Bachläufen mit Wasser durchtränkt ist. Schnell einen Tee mit zwei Scheiben Schwarzbrot zu sich genommen und dann geht es los. Wandern ist ein Kampf mit sich selbst, dein Körper schreit nach Pause aber es muss weiter gehen. Die nächste Hütte ist das Ziel und darauf arbeitet man hin. Man lernt sich in diesen Situationen sehr gut selbst zu beherrschen, den Schrei nach „Hunger“ zu unterdrücken. Naja  „Hunger“ ,eigentlich muss ich mich schämen, ich habe doch kein Hunger eher ist es die Angewohnheit die mich bei jedem kleinen Appetitgedanken, zum Kühlschrank rennen lässt und diesmal ist kein Kühlschrank da, weit und breit. Also weiter wandern ist die Divise. Es geht durch moorige Landschaften, steinige und durchwurzelte Pfade, wo es genauso lahmend, wie durch eine von Menschen durchwucherte Einkaufsmeile, vorrangeht. Nur mit einem großen Unterschied, hier sind keine Menschen. Kein Geschrei, kein Anwerben mit blickenden und funkelden Einkaufpalästen. Hier ist die Natur und sie lässt dich in Ruhe, solange du sie in Ruhe lässt. Die Natur belästigt dich nicht, sie ist einfach da. Sie versucht mit dir eine Symbiose einzugehen, sie will dir etwas geben, was elementares, die Ruhe. Sie lässt dich die Zeit vergessen und zeigt sich von ihrer schönsten und reinsten Seite. Keine fett aufgetragene Schminke und kein gekünsteltes Lachen. Um die Symbiose zu vervollständigen, nimmt  die Natur sich deiner Naturalien an, den Dünger für eine sprießende und gesunde Vegetation. Am Ende eines langen Wandertages sitzt man in der Schutzhütte, das Lagerfeuer lodert und nach einem leckeren Fertiggericht, die Moderne lässt grüßen, beobachtet man die mit dem Wind tanzenden Flammen und verfällt in Gedanken……….
Das Wandern ist ein „Zurückschritt“ zu den elementaren Dingen der Menschheit aber kein Rückschritt in die „Steinzeit“, wie viele Verfechter meinen. Die Moderne ist angenehm mit all seinen Vorzügen. Nur trenne ich die Moderne in zwei Wegelager. Die „Basis“-Moderne und in die uns krank machende Moderne. Die „Basis“-Moderne tut uns gut, sie hält uns warm, lässt uns regelmäßig Essen können und lässt uns sauber werden. Die Krankmachende Moderne hingegen ist etwas Tückisches. Sie versteckt sich hinter dem Deckmantel der Bequemlichkeit und der Unbegrenztheit, nur hat doch alles eine dunkle Seite was glänzt oder? Diese dunkle Seite ist es, die uns den fiktiven Stress des immer Erreichbar sein unterliegen lässt oder des „wahnhaftigen“ Konsums….gibt es da Grenzen in dieser „Moderne“? Muss man sie aufhalten? Ich denke ein Zurückschritt, auch wenn er nur eine Woche andauerte, ist ein wichtiger Anfang zu einem bewussteren Umfang mit sich selbst und seiner Umgebung.

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