Der Entzug von der Moderne.
Wandern. Eine Woche im Wald. Keine Zivilisation. Kein
Kontakt zu anderen Menschen. Keine Heizung. Einfach nur du selbst, deine
Wegbegleiter und der vor dir ausgebreitete Wald in seiner ganzen Schönheit. Ich
frage mich ist das ein Rückschritt oder
ein „Zurückschritt“ zu den elementaren Dingen des „Mensch“- Seins?
Es ist morgens, die ersten Sonnenstrahlen durchfluten den
Wald und die Schutzhütte, in der ich mit meinen Wegbegleitern übernächtigte.
Die beiden sind schon auf. Sie machen sich fertig für die heutige
Tageswanderung zur nächstliegenden Hütte. Vom wohlig warmen Schlafsack geht es
direkt in meine Wanderausrüstung. Nasse Strümpfe an und rein in die
Wanderstiefel, dessen Leder noch vom moorigen Untergründen und den zahlreichen
Bachläufen mit Wasser durchtränkt ist. Schnell einen Tee mit zwei Scheiben Schwarzbrot zu sich
genommen und dann geht es los. Wandern ist ein Kampf mit sich selbst, dein
Körper schreit nach Pause aber es muss weiter gehen. Die nächste Hütte ist das
Ziel und darauf arbeitet man hin. Man lernt sich in diesen Situationen sehr gut
selbst zu beherrschen, den Schrei nach „Hunger“ zu unterdrücken. Naja „Hunger“ ,eigentlich muss ich mich schämen,
ich habe doch kein Hunger eher ist es die Angewohnheit die mich bei jedem
kleinen Appetitgedanken, zum Kühlschrank rennen lässt und diesmal ist kein
Kühlschrank da, weit und breit. Also weiter wandern ist die Divise. Es geht
durch moorige Landschaften, steinige und durchwurzelte Pfade, wo es genauso lahmend,
wie durch eine von Menschen durchwucherte Einkaufsmeile, vorrangeht. Nur mit
einem großen Unterschied, hier sind keine Menschen. Kein Geschrei, kein
Anwerben mit blickenden und funkelden Einkaufpalästen. Hier ist die Natur und
sie lässt dich in Ruhe, solange du sie in Ruhe lässt. Die Natur belästigt dich
nicht, sie ist einfach da. Sie versucht mit dir eine Symbiose einzugehen, sie
will dir etwas geben, was elementares, die Ruhe. Sie lässt dich die Zeit
vergessen und zeigt sich von ihrer schönsten und reinsten Seite. Keine fett
aufgetragene Schminke und kein gekünsteltes Lachen. Um die Symbiose zu
vervollständigen, nimmt die Natur sich
deiner Naturalien an, den Dünger für eine sprießende und gesunde Vegetation. Am
Ende eines langen Wandertages sitzt man in der Schutzhütte, das Lagerfeuer
lodert und nach einem leckeren Fertiggericht, die Moderne lässt grüßen,
beobachtet man die mit dem Wind tanzenden Flammen und verfällt in
Gedanken……….
Das Wandern ist ein „Zurückschritt“ zu den elementaren
Dingen der Menschheit aber kein Rückschritt in die „Steinzeit“, wie viele
Verfechter meinen. Die Moderne ist angenehm mit all seinen Vorzügen. Nur trenne
ich die Moderne in zwei Wegelager. Die „Basis“-Moderne und in die uns krank
machende Moderne. Die „Basis“-Moderne tut uns gut, sie hält uns warm, lässt uns
regelmäßig Essen können und lässt uns sauber werden. Die Krankmachende Moderne
hingegen ist etwas Tückisches. Sie versteckt sich hinter dem Deckmantel der
Bequemlichkeit und der Unbegrenztheit, nur hat doch alles eine dunkle Seite was
glänzt oder? Diese dunkle Seite ist es, die uns den fiktiven Stress des immer
Erreichbar sein unterliegen lässt oder des „wahnhaftigen“ Konsums….gibt es da
Grenzen in dieser „Moderne“? Muss man sie aufhalten? Ich denke ein
Zurückschritt, auch wenn er nur eine Woche andauerte, ist ein wichtiger Anfang
zu einem bewussteren Umfang mit sich selbst und seiner Umgebung.
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